Facebooks neue Notizen als Ersatz für einen Blog

Facebook hat seine Notizen in Design und Funktion überarbeitet. Eignen sie sich nun als Ersatz für einen eigenen Blog? Dieser Frage gehe ich im Artikel nach. Ich zeige Dir Vor- und Nachteile und auch mögliche Einsatzbeispiele.

Facebooks Notizen führten in den letzten Jahren ein eher verschlafenes Dornröschendasein. Selten begegnete man ihnen im Newsfeed. Ein Grund war sicherlich, dass dieses Format für lange Texte gemischt mit Bildern optisch nicht gerade ansprechend daher kam. Doch das hat sich nun geändert.

Facebook geht mit den überarbeiteten Notizen konsequent einen weiteren Schritt in Richtung All-in-one-Plattform und macht Bloggingplattformen wie Medium Konkurrenz. Nächster Akt wird wohl das Streaming von Livevideos à la Periscope.

Doch zurück zu den Notizen: In den letzten Wochen wurde also die neue Notizfunktion für Seiten ausgerollt, nachdem sie schon seit einiger Zeit für Privatprofile verfügbar war. Sie wurden optisch kräftig aufgemotzt und mit vielfältigen Formatierungsoptionen für Text und Bild ausgestattet.

Mit eine der ersten Notizen in meinem Newsfeed stammt von Thomas Hutter, in der er die verschiedenen Möglichkeiten der neuen Notizen vorstellte.

Immer wenn es bei Facebook was Neues gibt, wird das in den folgenden Wochen vermehrt im Newsfeed auftauchen. Und das ist auch nicht verkehrt, denn neue Features wollen ja auch getestet sein. Das schicke Design legt den Schluß nahe, Facebook fortan als Blogplattform zu verwenden. Der Gedanke ist eigentlich nicht schlecht:

  • kostenfrei,
  • sofort einsatzbereit,
  • kein Zeitaufwand für Anpassungen,
  • einfach zu bedienen.

Das alles sind gute Argumente dafür. Warum ich davon trotzdem nicht viel halte, möchte ich Dir heute in diesem Blogartikel erzählen.

Warum Facebooknotizen kein Ersatz für ein Blog sind

Deine Zielgruppe ist nicht bei Facebook oder zumindest nicht zu 100%

Es gibt Menschen, die weigern sich aus Prinzip bei Facebook mitzumischen. Andere interessieren sich einfach nicht so sehr für Social Media.

Bist Du Dir sicher, dass diese Menschen nicht zu Deiner Zielgruppe gehören? Wenn Du Zweifel daran hast, dann wäre es eine schlechte Idee, einen Blog auf genau dieser Plattform anzubieten und damit einen Teil Deines Zielpublikums von vornherein auszuschließen.

Die Vernetzung mit anderen Diensten fehlt (noch)

Über die Smartphone-App kannst Du Notizen zwar schon jetzt auf anderen Social Media-Plattformen (z.B. Twitter oder Pinterest) teilen, aber diese Funktion ist sehr beschränkt. Am iPad kann ich auf diese Teilenfunktion z. B. schon nicht zugreifen.

Mit einem eigenen Blog bist Du einfach viel flexibler und kannst Deine Inhalte in verschiedenen Formaten und auf verschiedenen Plattformen leichter streuen.

Allein der fehlende RSS-Feed ist ein K.O.-Kriterium, denn viele Menschen lesen Blogs über Feedreader wie Feedly oder Inoreader.

Der Inhalt gehört nicht Dir

Vor ein paar Wochen machte der Fall der Facebookseite von Social Media Examiner die Runde. Die Seite mit knapp 400.000 Fans war von jetzt auf gleich einfach verschwunden.

Auch wenn sie kurz darauf wieder auftauchte und alles so war wie vorher: den Puls der Betreiber möchte ich nicht gehabt haben.

Die Nutzung einer externen Plattform ist nicht 100% verlässlich. Keiner von uns weiß, was Herr Zuckerberg in Zukunft vorhat, ob er Funktionen wieder abschaltet oder nur für bestimmte Gruppen zugänglich macht.

Verbunden mit der fehlenden Export- und Backupfunktion ist das ein ziemliches Risiko. Da gute Inhalte Dein Kapital sind, würde ich dieses Risiko persönlich nicht eingehen. Ein eigener, selbstgehosteter Blog macht Dich unabhängig von Zukunftsideen einzelner Plattformen.

Optischer Einheitsbrei

Bis auf die unterschiedlichen Bilder sehen alle Facebooknotizen mehr oder minder gleich aus. Dein eigener Stil, ein eigenes Design ist mit den Notizen nicht möglich und damit fällt es auch verdammt schwer aus der Contentmasse irgendwie herauszustechen und ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen.

Mit einem eigenen Blog ist es viel einfacher ein Design zu entwicklen, dass Deine individuelle Botschaft unterstützt.

Kaum Relevanz für Suchmaschinenoptimierung

Das Schreiben von Facebooknotizen bringt Dich bei Google nicht weiter nach vorn. Effektive Suchmaschinenoptimierung setzt eine eigene Präsenz voraus, über die man die volle Kontrolle hat. Url-Aliase, Metatags, robots.txt, strukturierte Daten sind nur einige Punkte, die Du in Deinem eigenen Blog optimieren kannst.

Ein Blog bietet Dir im Idealfall — wenn Du ihn selber betreibst — diese Kontrolle. Durch die laufend frischen Inhalte ist er für die Suchmaschinen gefundenes Fressen.

Schreiben fürs digitale Nirvana

Jeder weiß, wie schnell ein Beitrag bei Facebook aus dem Newsfeed verschwindet und wie schlecht er sich wiederfinden lässt. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Der große Aufwand einen Blogartikel zu schreiben verpufft also unheimlich schnell. Ein Artikel im eigenen Blog dagegen ist wesentlich leichter auffindbar und auch nach Jahren noch wertvoll.

Sortierung von Artikeln

In einem Blog kannst Du Dir selber Strukturen schaffen, um Deine Inhalte besser zu organisieren. Kategorien und Tags helfen Dir dabei. Auch lassen sich verschiedene Sortiermöglichkeiten und Filter realisieren oder Archive sortiert nach Jahren und Monaten. Das ist nicht nur für den eigenen Überblick hilfreich, sondern hilft auch Deinen Lesern sich zurechtzufinden.

Bei Facebook fehlt diese Möglichkeit komplett. Die Notizen sind lediglich absteigend nach Datum sortiert, wenn Du am Desktop die Notizenübersicht aufrufst. Mobil fehlt diese Übersicht komplett (siehe unten).

Keine Extras

Das starre Design und die Standardfunktionen hat zur Folge, dass Du Deine Artikel nicht durch Extras aufwerten kannst:

  • externe Inhalte einbetten,
  • Videos oder animierte gifs,
  • Newsletterformulare einbinden,
  • Autorenboxen,
  • interne Bereiche,
  • Social Media Buttons,
  • usw.

All das geht nicht mit den Notizen.

Fehlende Zielgruppeneinstellung der Notiz

Bei normalen Facebookbeiträgen kannst Du die Zielgruppe Deiner Beiträge individuell anpassen. Diese Möglichkeit fehlt momentan bei den Notizen einer Seite. Sie lassen sich nur öffentlich posten. Bei den privaten Notizen sind die Einstellungen da besser. Hier wird Facebook wahrscheinlich noch nachrüsten.

Mobil noch nicht integriert

Im Newsfeed sind die Notizen zwar am Smartphone oder Tablet aufrufbar und auch gut lesbar, allerdings gelangt man mobil nicht auf die Übersichtsseite der Notizen.

Da die Auslieferung im Newsfeed aber schnell vorbei ist, haben mobile Besucher kaum Möglichkeiten auf Deine Notizen zuzugreifen. Wenn man bedenkt, dass die mobile Nutzung immer wichtiger wird, ist das ein weiteres K.O.-Kriterium. Auch hier tippe ich, dass Facebook wahrscheinlich noch nachbessern wird.

Bei einem Blog hast Du dieses Problem natürlich nicht. Du kannst die Inhalte sogar gezielt für den mobilen Zugriff optimieren.

Wie Du Facebooknotizen verwenden kannst

Notizen als Einstieg ins Bloggen

Ein Blog ist ein tolles Werkzeug, die eigene Onlinesichtbarkeit zu steigern. Doch seien wir ehrlich: es ist auch verdammt aufwendig, wenn man es halbwegs professionell betreiben will. Was aber nun, wenn Du gar nicht weißt, ob das Bloggen Dein Ding ist? Du investierst viel Zeit, Geld und Nerven um einen Blog einzurichten und stellst dann fest, dass Dir das Schreiben so gar nicht liegt? Großer Frust!

Bist Du also unsicher, ob Du mit dem Bloggen beginnen sollst oder nicht, bieten die Facebooknotizen eine gute Möglichkeit ins Bloggen mal hineinzuschnuppern. Nach der langen Liste an Nachteilen sollte das aber wirklich nur auf eine kurze Anfangsphase beschränkt bleiben.

Notizen als weiterer Bestandteil im Beitragsmix

Nur Bilder auf einer Facebookseite? Nur Links? Nur Videos? Das kann schnell langweilig werden.

Deine Aufgabe ist es, auf Deiner Seite für Abwechslung zu sorgen. Dabei solltest Du immer die Beitragsart wählen, die Deine Message am besten transportiert. Wenn Du also einen längeren Text brauchst, vielleicht auch mehrere Bilder, so bietet sich eine Notiz an. Ein paar Einsatzbeispiele zeige ich Dir gleich.

Denke also nicht von der Technik aus und such von dort den passenden Inhalt, sondern suche Dir die Technik, die Deinen Inhalt optimal präsentiert.

Notizen zur Ergänzung eines Blogs

Oft hat ein Blog eine thematische Ausrichtung. Themenfremdere Beiträge lassen sich da nicht immer gut einbauen. Hier können externe Blogplattformen oder auch Facebooknotizen eine Möglichkeit seien, auch diesen Inhalte eine Bühne zu geben. Persönlichere Gedanken, Kurzbeiträge, Linksammlungen oder ähnliches, die auf dem Blog keinen Platz finden, können hier her ausgelagert werden. Gut geeignet auch bei Artikeln, die zu kurz für einen eigenen Blogartikel, aber zu lang für einen normalen Statusbeitrag sind.

Konkrete Einsatzbeispiele

Notizen werden — wie bereits gesagt — nicht so häufig eingesetzt. Daher ist es gar nicht so einfach, interessante Einsatzmöglichkeiten für Notizen zu finden.

Viele der folgenden Beispiele verwenden noch die alte Notizansicht, aber es geht ja auch um Beispiele für eine kreative Nutzung, nicht um Designbeipiele.

Produktvorstellung

Der berühmte Kamerahersteller Leica nutzt Notizen, um die eigenen Produkte vorzustellen. Natürlich finden sich die Informationen auch auf der Webseite, aber für die Fans bei Facebook sind wichtige Fakten und vor allem Bilder so auch schnell verfügbar und schnell teilbar.

 

Durch die bessere Integration der Bilder ins neue Design kannst Du Deine Produkte, Dienstleistungen oder Referenzen noch besser darstellen.

Selbstdarstellung

Der Fotograf und Fotokünstler Calvin Hollywood nutzt eine Facebooknotiz für eine umfangreiche Selbstdarstellung. Die Infofelder von Facebook sind nicht so schnell aufrufbar. Eine Notiz ist zumindest am Desktop in der Seitenleiste gleich sichtbar und auch verlinkbar.

Mit dem neuen Design sieht eine solche Über mich-Notiz sicherlich noch wesentlich besser aus.

 

Teilnahmebedingungen für Gewinnspiele

Für Gewinnspiele bei Facebook ist die Formulierung von Teilnahmebedingungen erforderlich. Direkt im Gewinnspielpost können die zu lang und auch nicht sonderlich ansprechend sein. Daher lagern viele Seiten ihre Teilnahmebedingungen in Notizen aus. Der Link zur Notiz kann dann im Gewinnspielpost integriert werden und führt die Fans nicht von der Plattform weg. Ein Beispiel für eine Firma, die dieses Vorgehen oft anwendet ist Congstar: https://www.facebook.com/congstar/notes.

Veranstaltungsberichte

Eine weitere Möglichkeit für Notizen sind Veranstaltungsvor- oder -nachberichte. Die Karriereseite von Rewe ist hier ein Beispiel.

 

Guidelines

Greenpeace postet seinen Social Media Verhaltenskodex als Notiz. Eine Alternative zu einem Tab mit dem Vorteil, dass hier Kommentare möglich sind.

 

Transkripte, Zusammenfassungen, Pressemitteilungen, Stellungnahmen

Zusätzliches Informationsmaterial wie z.B. Zusammenfassungen von Vorträgen oder Transkripte können als Notiz abgelegt werden. Ebenso Pressemitteilungen oder Stellungnahmen, die aber beide natürlich auch auf eigene Plattformen gehören.

Als Bespiel für diese Nutzung habe ich die Seite von Sigmar Gabriel gefunden, der Notizen für Stellungnahmen oder Redetranskripte verwendet: https://www.facebook.com/sigmar.gabriel/notes

Am häufigsten begegneten mir Notizen im Newsfeed von der Fernsehsendung 37 Grad, die regelmäßig ihre Sendungen nachträglich bei Facebook noch einmal zusammenfasst. Ich lese diese Notizen immer gerne, denn nicht immer schaffe ich es mir, die Folge anzuschauen. In der Zusammenfassung wird aber auch gleich der Link zum Onlineabruf eingebaut. Sehr praktisch! Auf der Seite von 37 Grad findest Du also sehr viele Notizen: https://www.facebook.com/ZDF37Grad/notes

Weitere Einsatzmöglichkeiten

Sicherlich gibt es noch viele andere Ideen, wie man Notizen sinnvoll nutzen kann:

  • FAQ
  • Linksammlungen

wären weitere Beispiele.

So geht's: Notizen bei Facebook aktivieren und positionieren

Notizen sind nicht in den Standardeinstellungen einer Seite verfügbar. Du mußt erst unter Einstellungen > Apps die Notizfunktion aktivieren.

Facebook Notizen aktivieren in den Einstellungen der Seite

Eine neue Notiz erstellst Du dann einfach über das Beitragsfeld. Neben Status und Foto/Video gibt es da ja noch einen dritten Button „Angebot, Veranstaltung+“ (oder so ähnlich).

Die Übersichtsseite erreichst Du über die Reiterleiste oder die Seitenspalte. Hier kannst Du die Positionierung der Notizen für beide Bereiche getrennt bestimmen. Mobil ist die Übersichtsseite nicht verfügbar.

Positionierung der Notizen in den Reitern und der Seitenleiste

Fazit

Mit den neuen Notizen eine interessante Möglichkeit geschaffen, die eigenen Seitenbeiträge aufzupeppen. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig.

Ein Blogersatz sind die neuen Notizen allerdings nicht. Sie haben viele Nachteile im Vergleich zu einem eigenen Blog, bestechen aber durch ihre Einfachheit und geringe Anfangshürde. Daher sind sie als Einstieg ins Bloggen oder als thematische Ergänzung eine interessante Option und gehöre daher auch ins Contentkochbuch Deiner Seite.

 

Bildquelle: Bashutskyy / shutterstock

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Zu diesem Artikel gibt es 2 Kommentare
  1. 14.12.2015 08:46

    Habe ich gleich mal aktiviert...danke für die Anleitung. Wenn ich jetzt auch noch wüsste, was ich damit machen soll ;)

  1. 14.12.2015 09:09

    Also bei Dir könnte ich mir gut vorstellen, dass für fertiggestellte Projekte zu verwenden.

Ich freu mich über Deinen Kommentar!